Die Geschichte geht bis ins 13. Jahrhundert zurück …

Der Anfang

Auf einer Jagd stürzt im Jahr 1405 Graf Johann der Ernsthafte von Oettingen-Alt Wallerstein in ein Sumpfloch. Da weder Ross noch Hund, weder Knechte noch eigene Kraft ihn aus dem Sumpf befreien konnten, war er dem Tode nahe. In seiner Not gelobt der Graf, der Hl. Anna eine Kapelle zu errichten, wenn er gerettet werde. Da er tatsächlich gerettet wurde und sein Versprechen hielt, entstand eine spontane Wallfahrt; ein Geschehen, das viel Volk nach Maihingen laufen ließ.

Das Ereignis hat symbolische Kraft: Eine Szene voller Herrschaftsattribute (Jagd, Diener, Ross, Hunde, Grafentitel) schlägt um in eine Szene voll Erbärmlichkeit (den Boden unter den Füßen verloren, im Sumpf feststecken, Hilflosigkeit, Todesgefahr). In dieser Erbärmlichkeit setzt der Graf auf das Erbarmen Gottes - und wird gerettet.

Was damals geschah, prägt die geistliche Gestalt des Ortes. Immer wieder neu geht es seither hier darum, den Menschen das Erbarmen Gottes zu vermitteln, sie zu befreien aus den „Sümpfen" des Lebens, ihnen wieder festen Boden unter den Füßen zu geben, und sie zu ermutigen, Zeugnis zu geben für das Wirken Gottes.

Kloster der Birgittinnen

Um den spontanen geistlichen Aufbruch in gute Bahnen zu lenken, betrieb der damalige Pfarrer von Maihingen die Gründung eines Klosters. Der spontane Zulauf zu einem Mirakelort sollte zu geistlichem Wachstum führen.

Es gelang dem klugen Pfarrer, die materiellen wie rechtlichen Voraussetzungen zu Stande zu bringen.

1437 wurde der erste Stiftungsbrief ausgestellt. Aber weder die Augustiner noch die Benediktiner wollten bleiben; die Serviten, die sieben Jahre an dem Ort wirkten, wurden wegen mangelnder Frömmigkeit vom Grafen entlassen.

Schließlich rief man 1459 die Birgittinen vom Kloster Gnadenberg bei Neumarkt in der Oberpfalz. 1472 erhielten diese den Stiftungsbrief. Trotz vieler Schwierigkeiten wurde das Kloster erbaut (1492 Weihe der Kirche) und die Schwestern und Mönche entfalteten das für den Orden der. Hl. Birgitta von Schweden typische kontemplative Leben. Von Maihingen aus wurde 1497 das Kloster Altomünster „besiedelt".

Die Reformation und die nachfolgenden kriegerischen Ereignisse bewirkten einen tiefen Einbruch in der Geschichte des Konvents. Der Ordensnachwuchs blieb weitgehend aus. Im Bauernkrieg (1525) und im Schmalkaldischen Krieg (1546/1547) wurde das Kloster geplündert und gebrandschatzt. Die Schwestern flohen, kehrten zwischenzeitlich in das schwer beschädigte Kloster zurück, 1580 aber zogen die letzten Schwestern in das Tochterkloster nach Altomünster.

Die Geschichte der Birgitten in Maihingen hat kaum länger als 100 Jahre gedauert. Sie trugen den Strang kontemplativen Lebens, die Betrachtung des Erlöserleidens Christi zum Geflecht der geistlichen Tradition dieses Ortes bei.

Die sogenannten schwarzen Franziskaner, die Minoriten, wurden ihre Nachfolger.

Hl. Birgitta in Maihingen

Exkurs: Hl. Birgitta in Maihingen

Möglicherweise trug zur Entscheidung der Birgittinnen für den Ort Maihingen eine Episode aus dem Leben der Ordensgründerin bei.

Die Hl. Birgitta von Schweden soll auf ihrer Reise von Schweden nach Rom auch durch Maihingen gekommen sein. Sie habe hier bei einem Brunnen/einer Quelle Rast gehalten und die Pferde auf einer benachbarten Wiese grasen lassen. Empört über diesen „Mundraub" hätten Maihinger Bauern der Landfremden die Pferde gepfändet. Daraufhin habe die Heilige (immerhin Tochter und Frau eines „Herzogs") die Wiese gekauft und bestimmt, dass diese nach ihrer Abreise den Dorfarmen zur Verfügung stehe.

In Rom hat die Hl. Birgitta dann nicht nur an der Rückkehr des Papstes aus Avignon mitgewirkt, sondern auch so etwas wie eine Pilgerseelsorge begründet. So sei ihr in der Hl. Stadt auch ein Vorfahr des damaligen Grafen von Oettingen-Wallerstein begegnet. Eine Begegnung, die nicht vergessen worden war.

Kloster der Franziskaner Minoriten

Nach dem Wegzug der Birgittinnen nach Altomünster stand das Kloster zunächst leer. Doch schon bald wurde durch das gräfliche Haus ein neuer Orden nach Maihingen gerufen: die schwarzen Franziskaner oder Minoriten, die in der Residenz der Grafen bereits als Hofprediger wirkten. Obwohl die Birgittinnen juristisch lange Widerstand leisteten, wurde 1607 das Kloster formell den Minoriten übertragen. Diese wirkten in dem noch immer schwer beschädigten Gebäudekomplex als Volks- und Wallfahrtsseelsorger und betrieben hier nicht nur einen Konvent, sondern auch eine Ordenshochschule. Nach der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung nach dem Dreißigjährigen Krieg und unter dem klugen und tatkräftigen Guardian Hermann Bartenschlag wagten die Minoriten von 1703 bis 1719 den heute noch stehenden Neubau des Konventgebäudes und der Kirche. Durch die Anna-Kapelle war man an den Ort gebunden, so wurden die alten Gebäude abgebrochen und die Steine gleich wieder beim Neubau verwendet. So ist von dem ersten Kloster nur das ehemalige Brüderhaus erhalten. Es wurde als Brauhaus genutzt und beherbergt heute das Museum KulturLandRies.

Für den Neubau wurde der Ordensbruder und Baumeister Ulrich Beer verpflichtet. Er stammte aus einer damals berühmten Baumeisterfamilie aus Vorarlberg, die in Süddeutschland zahlreiche Sakral- und Profanbauten errichteten.

Die Klosterkirche in Maihingen folgt dem sogenannten Vorarlberger Stil des Barock:

  • Wandpfeilerbau mit zahlreichen Seitenkapellen
  • umlaufende Empore
  • hoher, lichterfüllter Raum

1734-1737 wurde eine neue Orgel errichtet.

Die Kirche ist die drittgrößte im Ries und bietet nach der grundlegenden Renovierung (Erneuerung der kirchlichen Weihe am 16.10.1983) einen höchst beeindruckenden Gesamteindruck.

Die Säkularisation beendete nach beinahe 200 Jahren die Epoche des Klosters der Minoriten.

Die Minoriten haben Glaubensverkündigung, Seelsorge und (theologische) Bildung zur lebendigen Tradition des Ortes hinzugefügt.

Fürstliches Justizamt und Bibliothek

Mit den großen Umwälzungen der napoleonischen Zeit veränderte sich der Status des Klosters Maihingen grundlegend, es wurde den neuen Fürsten von Oettingen-Wallerstein übergeben. Die Minoriten konnten allerdings noch relativ lange Zeit im Maihinger Kloster bleiben.

Die Fürsten richteten in ihrem „Hauskloster" (in zwei Grüften unter der Klosterkirche sind zahlreiche Mitglieder des gräflichen bzw. fürstlichen Hauses bestattet) zunächst das fürstliche Justizamt ein (1807-1820). Nach dem Ende der staatlichen Eigenständigkeit der Grafschaft wurde das Klostergebäude Sitz der fürstlichen Bibliothek und der Sammlungen (1840-1946). Die Bibliothek wurde 1980 vom Freistaat Bayern übernommen.

Vermutlich wurden damals auch einige bauliche Verschönerungen im Haus durchgeführt. Ältere Maihinger erinnern sich noch an Ausstellungen und Konzerte im Festsaal, der heutigen Hauskapelle.

Nach dem zweiten Weltkrieg strömten zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene, u.a. Ungarndeutsche, ins Ries, und es entstand der Bedarf von Plätzen für ältere Menschen, die über keine familiäre Infrastruktur verfügten.

Caritas Altenheim

Im Jahr 1946 erwarb der Caritasverband der Diözese Augsburg Kirche und Konventgebäude und richteten in letzterem ein Altenheim ein, in dem bis zu 150 alte Mitbürgerinnen und Mitbürger einen Platzt fanden. Zugleich wurden mit den Ländereien des ehemaligen Klosters landwirtschaftliche Anwesen für Heimatvertriebene errichtet. Die noch bestehenden Ökonomiegebäude wurden ebenfalls verkauft.

Die alten Menschen wurden betreut von Caritasschwestern, die damit dem Gebot christlicher Nächstenliebe ein konkretes Gesicht gaben.

Steigende Anforderungen an die Gestaltung und Ausstattung von Altenheimen mögen die Entscheidung des Caritasverbandes beeinflusst haben, 1984 das Altenheim aufzulösen und an die Diözese Augsburg zu verkaufen.